Wenn die Geschäfte der Innenstadt einen langen Samstag oder einen offenen Sonntag ankündigen, dann geht es dort bis 20:00 h, und dann ist Schluss. Beim diesjährigen Dreier-Vorgabe-Turnier wären einige der Anwesenden Hochleistungsgähner trotz spannender Spiele über ein früheres Ende hocherfreut gewesen. Das schließt auch relativ viele Damen der späteren Siegermannschaft mit ein.
Von der Vorrunde habe ich nichts direkt mitbekommen. Mein Schlafbedürfnis nach einer grandiosen Nacht mit Zsuzsa & the Soulicious (sowie verschiedensten und überaus delikaten Cocktails) in Angie’s Nightclub hatte mich daran gehindert.
Bei der (sehr späten) Siegerehrung wurde mir dann klar, dass ich dadurch diverse taktische Spielereien monetären Hintergrunds verpasst hatte: Der Sieger der Trostrunde bekommt nämlich tatsächlich einen (wahrscheinlich Atemberaubenden) Geldpreis. Von den vielen besser platzierten Mannschaften, also allen aus der Hauptrunde, bekommen aber nur die ersten zwei (oder vier?) einen ebensolchen Geldpreis. Das schreit ja geradezu nach taktischen Spielchen in der Vorrunde, um in der (vermeintlich) leichten Trostrunde das (an diesem Tag doch nicht ganz so) schnelle Geld zu erspielen. Habe ich hier gerade einen immensen Skandal in der Hamburger Tischtennislandschaft aufgedeckt und sollte mir ab der Veröffentlichung dieses Berichts berechtigte Sorgen über meinen geruhsamen Schlaf machen?
Von den vielen Spielen des Tages konnte ich unmöglich alle verfolgen. Daher schildere ich hier meine subjektiven Eindrücke des Tages:
Mit 25 Teams hatten sich mehr als in den Vorjahren eingefunden. Sehr erfreulich dabei wieder, dass sich erneut eine sehr bunt gemischte Schar (A- bis E-Pass) aus Hamburg und auch darüber hinaus eingefunden hatte. Immer wieder schön zum Beispiel, Michi Landau an alter Wirkungsstätte zu treffen. Zu seinem neuen Verein TSG Borkum musste ich mir auch erst erklären lassen, dass es sich dabei doch nicht um das Bett des Seemannes aus der Eselsbrücke zum Merken der Ostfriesischen Inseln handelt, sondern um die Kurzform der Orte einer Spielgemeinschaft. Welche genau, habe ich vergessen. Wahrscheinlich sind es Bielefeld, Ontario, Ravensburg, Kairo, Ulan Bator und Mailand. Das würde jedenfalls das Kürzel TSG erklären: Trotz Schwindelerregenderentfernungen Gemeinsam
Eines der ersten Ergebnisse, das ich mitbekam, war der knappe Sieg der späteren Triumphatoren über die doppelten Titelverteidiger Maike Petschke, Andreas Naises und Marc Teuber.
Eine der ersten Naturkatastrophen, die ich mitbekam, war die Sintflut auf der Herrentoilette: Der gelbe Wasserschlauch war auf einer gefühlten Länge von zweihundertvierundachtzig Kilometern gerissen und spie hektoliterweise kostbares Nass in das gar nicht mehr so stille Örtchen. Die Lösung des Problems erinnere ich wie folgt: Nachdem Karsten weder den Hausmeister, noch Moses (zur Teilung des Wassers) oder den lieben Gott erreichen konnte, hatte Herr Hoppe statt einer Netzlehre plötzlich (eine weiße Taube und) eine Rohrzange aus seinem Oberschiedsrichterjacket gezaubert, mit dem sich das Wasser weitgehend bändigen ließ. Der zusätzlich direkt vom Esstisch herbeigeeilte Materialwart Andre konnte dann mit noch adäquaterem Werkzeug der flüssigen Furie endgültig den Garaus machen. Einzig der zwischenzeitlich auf dem Herrenrefugium heimisch gewordene Blauwal zeigte sich hierüber enttäuscht.
Sehr stark präsentierte sich an diesem Tag der THE’ler Jens – so wurde mir zumindest zugetragen. Als ich mich davon persönlich überzeugen wollte, wurde ich jedoch Zeuge, wie er dem späteren Finalisten Malte Brack eiskalt unterlag. Dabei überraschte Malte sein Gegenüber (und diesem zufolge auch sich selbst) regelmäßig mit unglaublichen Endschlägen von unterhalb der Netzkante. Die Unkonventionalität wurde dabei nur von der Effektivität übertroffen.
Viele der Spiele liefen über die volle Distanz von 5 Matches. Einer der Gründe dafür, dass die Uhr immer weiter voranschritt. Zugegeben, diese direkte Korrelation nachzuweisen, dürfte mir schwer fallen. Aber zumindest erklärt sich so, dass das Turnier zu später Stunde noch lange nicht zu Ende war. Das Halbfinale, dem ich als aktiver (Blödsinn – aber ich lass das mal so stehen) Zuschauer beiwohnte, ging als Ausnahme mal nicht über die volle Distanz. Laura, Rouven und Sebastian standen dabei Daniela Hennig, Simon Löschenkohl und Jannik Lustinetz gegenüber. Das erste Mixed ging an Laura und Sebastian. Rouven erhöhte mit einem 3:0 gegen Simon. Dann folgte eine Glanzvorstellung von Laura gegen Daniela. Mit sehr geduldigem Spiel und beidseitigen Topspins setzte sie sich gegen die unangenehm zu spielende Noppe der Schnelsener A-Pass-Spielerin durch. Sehr stark. Die Eilbecker zogen ins Finale ein.
Im anderen Halbfinale unterlag die Nicht-Insel-Truppe von Michi Landau dem erneut unkonventionell überzeugenden Malte Brack und seinen Teamgefährten Anna Schmidt und Martin Jettinger.
Das Finale erwies sich als wahrer Krimi: Laura und Sebastian unterlagen im 1. Mixed Anna und Martin. Parallel lief das Duell der beiden überaus überzeugenden C-Pässler Rouven und Malte. Nach klarem ersten Satz für Rouven, wendete sich das Blatt: Maltes ungewöhnliche Attacken und unfassbare Rettungsaktionen bescherten ihm zwei Satzgewinne. Es kam zum fünften Satz, in dem Malte schon 6:0 in Führung ging. Aber in der ihm eigenen, stets ruhig und besonnenen Art meditierte sich Rouven in den Satz zurück. Punkt um Punkt holte er auf, um das Spiel schließlich doch noch für sich zu entscheiden. Anschließend musste Laura ihrer Kontrahentin Anna gratulieren. Das zeitgleiche Spiel der doppelten Herren gestaltete sich ungleich spannender. Erneut lief der THE dabei einem oder anderen Rückstand nach. Und auch hier setzten sich die kloppenden Kirschen Rouven und Sebastian durch. Das 2. Mixed musste die Entscheidung bringen. (Unglaublich, wie sehr sich Laura trotz ihrer einsetzenden Müdigkeit darauf gefreut hatte.) Zusammen mit Rouven ging sie hochmotiviert und warmgegähnt an den Tisch. Obwohl auch ich mittlerweile schon mit Wiebke um die Wette gähnte, bekam ich noch knappe (und wieder mal natürlich) 5 Sätze geboten. Um 21:45 h dann (oder war es sogar noch später?) streckten Laura und Rouven die Hände in die Höhe: Laura zum Gähnen und Rouven zum Jubeln. Sie hatten den Sieg davon getragen und so zusammen mit Sebastian das Turnier gewonnen. Herzlichen Glückwunsch euch und allen anderen vorn Platzierten.
Menschliche Unzulänglichkeiten traten beim Siegerteam noch zu Tage, als sie Sebastian (seit neuestem der THE‘ler mit dem kürzesten Weg zu unseren Hallen) aufgrund angeblich unzureichender Leistungen seinen Anteil am fetten Preisgeld verweigern wollten. Ein echter Fall für Amnesty International.
Die Sieger der Trostrunde wurde die zweite Truppe der WSG-TSG Borkum mit Birgit Schön, Bert Greiner und Mark Nienstermann, die sich gegen Julia, Lars S. und Flo K. vom THE knapp durchsetzten. Was mir aus der Trostrunde noch in Erinnerung geblieben ist: Ein THE-internes Duell, bei dem sich Lars S. erst in knappen 5 Sätzen gegen Marc S. durchsetzen konnte. 6 Punkte Vorgabe hätten fast gereicht für Marc.
Aus meiner Sicht ein weiteres und völlig zu Unrecht von fast allen komplett unbemerkt gebliebenes Highlight, ist ein spontan vollmundiges und nicht zu beherrschendes Lachen von Friedi mitten im Ballwechsel ihres eigenes Mixed-Spiels.
Auch das Büffet bot wieder mal die eine oder andere Gaumenkitzelei und wurde rege genutzt. Mein persönlicher Höhepunkt dabei war das WurstWasserWechseln mit Kübelhilfe auf dem Herrenklo. Nun weiß ich endlich auch, was bei allen Internetadressen der Präfix WWW bedeutet.
Ob Sebastian dank Amnesty International doch noch sein Preisgeld bekommen hat, weiß ich nicht. Aber zumindest in Sachen Naturalien hat sich der Abend für ihn gelohnt, als er ganz tief in die Kiste der Büffetreste greifen durfte, damit Karsten auf seinem Fahrrad nur noch zwölfeinhalb Tonnen Gepäck zu transportieren hatte. Viel Spaß in der Mensa mit dem Ketchup.
18 Kommentare
Wiebke
Genialer Bericht 😉
Blabla
Dann laß doch einen schreiben der die Namen kennt. So finde ich das eher peinlich und nicht nötig.
Marc
Absolut gelungener Bericht.
@Blabla
Ich stimme dir zu, durch die fake Namen wird der sonst gute Bericht ins peinliche gezogen.
KR
Keine Sorge, die Namen werden kurzfristig ersetzt. Da die Turnierleitung nicht so kurzfristig in der Lage war, die Ergebnisse weiterzugeben, hat der Schreiber das beste draus gemacht. Jeder Tag, den man länger wartet, wird der Bericht uninteressanter, das war der Beweggrund (und man muss dann ja auch die Zeit fürs Schreiben haben).
Rouven
Ich habe mich mal rangesetzt, um den “kryptischen” Code von Ingo, der mal WIEDER einen schönen amüsanten Bericht verfasst hat, zu entschüsseln:
Blabla: Maike Petschke
Tüdelü: Andreas Naises
Tuuut: Daniela Hennig
Bruuummm: Jannik Lustinez
Piiieeep: Malte Brack
Lalala: Anna Schmidt
Hamtidamti: Martin Jettinger
Olli
Fazit: nur der THE. Alles andere zählt nicht… 😉
Die Ergebnischronik der letzten 3er Turniere fehlt leider auch.
Maddin
Brilliant, lieber Ingo!
Da muss ich neidlos anerkennen, dass du jeden meiner Berichte aus der guten, alten THE-Zeit deutlich getoppt hast.
Daumen hoch und ganz viele Grüße von eurem Ex-Old-Boy Maddin
ingo
@Rouven: Vielen Dank für die Entschlüsselung der Namen. Das ist nun im Bericht berücksichtigt. Somit haben wir in 2 Stunden auf die Reaktionen reagiert.
Sorry noch mal an alle merkwürdig benamsten für’s Gschmäckle.
Mark T.
Ich muss zugeben, ich fand den Bericht mit den Code-Namen fast noch lustiger…;)Glückwunsch an die Sieger! Hat mal wieder viel Spaß gemacht!
Carlos
Geil Ingo! Meine Lieblingsstelle war der meditierende Rouven. 🙂
Olli
das sollte wohl “der mediterane…” heißen…
_Jochen
Ein echter Ingo. Klasse!
Jens
Super, Ingo! Und der Bericht ist auch gut ;-)!
Flo
Die Zuordnung von Rouven war schon nicht schlecht! Jetzt stehen die Namen vollständig drin und ein Bild der Sieger im Delirium (trifft vor allem auf die männlichen Teile des Teams zu) habe ich auch ergänzt.
Michi
Toller Bericht, Ingo!
Allerdings heißt unsere “Wasser-Sport-Gruppe” nicht TSG sondern WSG BorKum.
Ingo
Dann eben “WEGEN Schwindelerregenderentfernungen Gemeinsam”
FloGo
Ganz starker Bericht, Ingo!
Mein Lieblingssatz: “Aber in der ihm eigenen, stets ruhig und besonnenen Art meditierte sich Rouven in den Satz zurück.”