Wie hinlänglich bekannt sein sollte, finden die absoluten Spitzenspiele einer Saison immer sonntags statt. So war es auch vergangenen Sonntag in der 2. Landesliga. THE 3 traf auf ATV. Es ging um nicht weniger als den Aufstieg.Aufgrund der herausragenden Bedeutung des Spiels ließ sich unsere verletzte Nummer 4 – Philipp L. – von seiner überaus gutaussehenden Krankenpflegerin den Ausgehgipps anlegen und nahm schon frühzeitig den zentralen Platz auf der THE-Fanbank ein. Bei solch denkwürdigen Partien liegt es nahe, sich ähnlich nachhaltige Ereignisse seiner eigenen TT-Karriere in Erinnerung zu rufen. Philipp machte den Anfang. Sein Karrierehöhepunkt war die urkundlich belegte Teilnahme an den 2. Sotrumer Minimeisterschaften 1995. Hannes verwies auf seinen bestehenden Rekord der höchsten jemals in HH erzielten Bilanz von 42:-1 aus der Saison 1987/88. Hiermit wird er nach wie vor im Sportalmanach neben Marita Koch als der Sportler mit der am längsten bestehenden Bestleistung geführt. Flo G. führte seinen 4. Platz bei der Bezirksmeisterschaft Schüler B an. Angeblich war keine bessere Platzierung möglich, da ausgerechnet die bekanntlich aus Schleswig-Holstein stammenden Spieler Zhang Jike, Wang Hao und Wang Liqin alle immer in seiner Altersklasse am Start waren und niemals eine Bezirksmeisterschaft ausfallen ließen. Als Ausgleich hänselte Flo. G. die genannten Spieler in der Schule ob Ihrer geringen Körpergröße, so daß diese nur noch den Ausweg sahen, an einem möglichst weit weg gelegenen Wohnort ein neues Leben zu beginnen.
In dieser mit Tischtennishistorie geschwängerten Hallenatmosphäre trafen schließlich die Spieler vom ATV ein. Sie bedankten sich mit einem Kasten Getränke für unsere Einwilligung zu einer wirklich kurzfristigen Spielverlegung (3h vor Spielbeginn, Rouven hatte bereits die komplette große Halle aufgebaut und die Verhandlungen mit der 4. Herren bzgl. der Plattenverteilung waren auf einem guten Weg). Schöne Geste!
Dann war aber Schluss mit historischen Bezügen und gegenseitigen Nettigkeiten. In den Doppeln lief es zunächst ordentlich. Unser Doppel 1 bestehend aus Christoph und Rouven gewann, während Flo G. und ich nicht so schlecht spielten, aber letztendlich keine Chance hatten gegen Nietzmann/ Schweinberger hatten. Hannes und Flo K. taten es uns gleich und schwupps stand es 1:2.
Oben sollte dann die Führung zurückerobert werden. Christoph war leider noch nicht wieder ganz hergestellt von einer stressigen Arbeitswoche und verlor ungewohnt klar. Glücklicherweise war Rouven aber in Topform, so dass wir den Abstand halten konnten: 2:3.
In der Mitte zeigte Flo G. großes Tennis gegen Schweinberger. Im vierten Satz drehte er ein 2:6 in ein 11:6 mit einer Rückhandkracherserie die – gemäß einer repräsentativen Umfrage in der Halle– noch nie jemand bei ihm zuvor gesehen hatte. Bei mir lief ungefähr gar nix zusammen gegen Wenderoth: 3:4
Unten ging es so weiter. Hannes trotz einiger Hüftschüsse mit einem unglücklichen 29:33 gegen Schlotzhauer. Flo K. stellte mit guten Spiel den alten Abstand wieder her: 4:5 – In Führung gehen, geht irgendwie anders. Lediglich bei der Begegnung Philipp vs. Getränkekasten lagen wir 3:0 vorn. Immerhin. Die Rückrunde wird es schon richten.
Christoph hatte sich in der Pause etwas erholt und konnte Nietzschmann 3:0 legen. In dem Spiel konnte ich als zunächst Unbeteiligter dann doch überraschend meine Fast-C-Lizenzkenntnisse einbringen. Aufgrund einer Verletzung war ich gefordert und schaffte ich es innerhalb von 30 Sekunden, den Verbandskasten in der Halle zu finden. Damit lag ich deutlich unter den gesetzlich vorgeschriebenen 1:30 min. Wahnsinn! Tschoaa! Leider erwies sich anschließen Schmidt als zu stark für Rouven. Weniger Tschoaa! 5:6.
In der Mitte kam es dann zum einzigen 5.Satz-Match der Partie zwischen Flo G. und Wenderoth. Leider konnte ich das nicht so richtig verfolgen, da ich parallel überraschend ein Spiel gewinnen konnte. Da Flo nur 2 Sätze auf der Habenseite verbuchen konnte stand es 6:7. Nu aber.
Unten konnten wir den Rhythmus nicht durchbrechen. Hannes konnte sich nur einen Satz gegen Pankoke erkämpfen. Flo K. hingegen mit gutem Spiel gegen Schlotzhauer. 7:8. Damit war der Aufstieg für ATV erstmal klar. Im Abschlussdoppel boten alle Beteiligten sehr schöne Schläge und Ballwechsel. Am Ende behielten Christoph und Rouven die Oberhand -8:8 – Die 8 muss stehen.
Mit diesem Ergebnis war klar, dass wir mit spielerischen Mitteln keine wirklichen Optionen mehr zum Aufstieg hatten. Daher entwickelten sich in den nachgelagerten Gesprächen nicht zuletzt aufgrund des erhöhten Getränkekonsums weiterführenden Strategien, um das Unmögliche doch noch möglich zu machen. Als erste naheliegende Variante wurde diskutiert, bei der Punkteberechnung einfach den Zahlenraum der natürlichen Zahlen zu verlassen. Mit Hilfe einiger algebraischen Körpererweiterungen und im Kopf gelösten Taylorreihen waren wir bei den komplexen Zahlen angelangt. Hier war die Faktenlage ganz klar. Mit einem Sieg am morgigen Freitag gegen ETV würden wir mit (pi*-i)/12 uneinholbar auf Patz 3 liegen. Leider scheiterte diese mathematisch elegante Lösung an unserem Kapitän der schneller war und Karsten einfach beauftragt hatte, bei der nächsten Verbandssitzung großflächig Punktabzüge in der Liga zu verteilen. Controller-mäßiger Ansatz: nicht ganz sauber aber pragmatisch.
Auf dieser Basis begann die Planung des 1. Gemeinsamen Kiezbesuchs nach dem morgigen Spiel um den verdienten Aufstieg zu feiern. Wir werden berichten, welche extatische Körpererweiterungen und quantenmechanische Tanzeinlagen sich dabei zu beobachten waren.
Schöne Grüße
Martin
5 Kommentare
Olli
Klasse und nun weiß ich auch, wer hinter der ganzjährigen Aufstiegseuphorie der 3.Herren steckt: Prof.Dr.Hastig, ähhh Schulz!
Robert
Martins Berichte sind immer ein literarischer Hochgenuss! Danke!
Ingo
Sehr starker Bericht. Auch ich bin ein großer Fan von Martins Feder.
Und den Aufstieg bekommt ihr auf dem einen (mathematisch elegant) oder anderen (controllerisch banal pragmatisch) Weg schon noch hin…
Jens
Ich bin nicht drum herum mir Dr. King Schul(t)z aus Django Unchained beim Vortragen dieser reinsten Prosa vorzustellen 😀
Florian G.
Ganz starker Bericht. Eine einzige Kleinigkeit entspricht jedoch nicht den tatsächlichen Fakten: Ich habe an den Schüler Bezirksmeisterschaften in Niedersachsen teilgenommen, nicht Schleswig-Holstein. Rest passt.