„Vor dem Spiel ist nach dem Spiel und vor allem nach dem Spiel davor.“ Auf Basis der Erkenntnisse der Information Processing Theory (Wallace 2003) habe ich ein neues Berichtskonzept entwickelt, welches in aggregierter Form relevante Informationen aus einem längeren Betrachtungszeitraums zielgruppengerecht aufbereitet. Erste Versuchsobjekte: die Spiele gegen Glinde und Reinbek sowie das anstehende Spiel gegen Horn.
Nach dem mit Urania 2 – die Mannschaft, die unseren 3. Tabellenplatz besetzt hält – ein 8:8 abgerungen werden konnte, ging es vorletzte Woche nach Glinde, um unseren unaufhaltsamen Aufstieg in der Tabelle voranzutreiben. Nach ca. 185 Whatsapp-Nachrichten innerhalb von 2h und einigen wohlwollenden Spielerausleihungen an höhere Mannschaften stand die Aufstellung auch schon fest: Wir traten an mit Manuel (inkl. Anti), FloGo (inkl. Manschaftsführerbinde), Marco (inkl. kürzester Anreise), FloKrü (inkl. Auto), mir (inkl. Schläger), und Philipp (inkl. stylisher Haarfrisur, die er sich extra für seinen morgendlichen Radioauftritt hat anfertigen lassen). Unsere extrem ausgefeilte Doppelaufstellung brachte uns zumindest einen Punkt. Manuel + Marco waren als Doppel 1 mehr oder weniger klar erfolgreich gegen Berger/ Feise.
Oben gab es dann für Glinde relativ wenig zu holen. Manuel und FloGo mit starkem Spiel gegen Berger und Wichner jeweils 3:1 erfolgreich: 3:2. In der Mitte lief es sogar noch besser. Marco und FloKrü sogar jeweils 3:0 siegreich: 5:2. Dann begannen wir aufgrund der rigorosen Lichtausschaltautomatik an drei Tischen zu spielen. Trotz erschwerter Motivations- und Stimmungslage blieben auch Phillip und ich in der Erfolgsspur: 7:2. Da sah ja schon mal ganz gut aus
Dann ging es oben weiter. Manuel tat sich schwer gegen Wichner. Der Anti war einfach zu harmlos. Hier musste was getan werden. Ich habe schon einige Saisons mit Manuel gespielt, daher konnte ich ein Muster extrahieren. Im Prinzip handelt es sich dabei um die tischtennisbezogene Ausprägung des Schweinezyklus: Lange Pause –> Rückkehr zum Tischtennis mit Anti –> Mittelmäßige Erfolge –> Skepsis –> Grübeleien –> Wechsel auf der Rückhand auf die dünne China-Schnitt-Sense –> Erfolg.
Um den Durchlauf dieses Zyklus etwas zu beschleunigen, pflanzte ich nach seinem Spiel Inception-mäßig einen Gedanken in Manuels Gehirn: „China-Schnitt-Sense sofort“. Zunächst wurde dies von Manuel skeptisch aufgenommen. Aber wie sich zeigte, arbeitete die Zeit für uns.
Im zweiten Oben-Spiel trat FloGo gegen Berger an. Die ersten beiden Sätze verlor er knapp und etwas unglücklich zu 9 und zu 8. Bei 9:9 im dritten Satz setzte er sein Magic-Time-Out wieder ein. Für interessierte Nachahmer gibt es im nachfolgenden Bild eine kleine Anleitung.
Es sieht zwar nicht so spektakulär aus, aber bei FloGo wirkt es Wunder. (Etwaig erkennbare Ähnlichkeiten zu einem beliebten Kinderspiel sind zufällig und nicht beabsichtigt). Er konnte das Spiel drehen und machte das 8:2 perfekt. Sehr starkes Spiel. Den Schlusspunkt setzte dann Marco gewohnt souverän, so dass wir am Ende mit 9:3 deutlich klarer erfolgreich waren als erwartet.
Die Nachbereitung des Spiels erfolgte dann beim Kroaten. Unten tobte die Jugenddisko. FloGo schmiss ne Getränkerunde auf seinen Geburtstag. Wir revanchierten uns mit einem Slivovic. FloKrü bestellte das günstigste Gericht für den kleinen Hunger und bekam die größte Portion. Während des Essens deutete Manuel schon an, dass ein Belagwechsel vielleicht gar nicht so schlecht wäre (Phase Grübelei). Ich offenbarte ihm meine Überlegungen zum Schweinezyklus, was Manuel dazu animierte, von seinen Erfahrungen mit den Schweine-Toiletten in Goa Mitte der 90er Jahre zu berichten. Für Interessierte empfehle ich bei google books „Bis ans Ende der Träume: auf dem Landweg nach Indien“ auf Seite 108 aufzuschlagen.
Eine Woche später zum wichtigen Spiel gegen Reinbek war der Schweinezyklus überwunden und Manuel mit China-Apparat am Start. Björn konnte sein Magen-Darm-bedingt toilletten-lastiges Bewegungsprofil der letzten Tage durchbrechen und war ebenfalls am Start. Zudem ersetzte Stefan Marco in der Aufstellung. Wir bekamen es mit Indinger-Siggelkow-Menge-Eichhorst-Busse-Rogawski zu tun.
Dank unserer ausgefuchsten Doppelaufstellungstaktik gingen wir gleich mit 2:1 in Führung. Nur Björn und Manuel mussten sich der starken Paarung Indinger/ Menge geschlagen geben. Oben erkämpfte Björn noch etwas geschwächt nach 0:2 Rückstand noch einen starken Sieg. Manuel musste sich extrem knapp Indinger geschlagen geben – die China-Sense zeigte deutliche positive Wirkung: 3:2
In der Mitte gab es souveräne Siege von FloGo und Stefan: 5:2. Unten Philipp gewohnt stark gegen Busse, ich leider sehr unstark: 6:3.
Oben war dann für Björn gegen Indinger leider nicht viel zu holen. Dagegen spielte Manuel in seinem zweiten Spiel wieder sehr stark: 7:4. Bei unserer starken Mitte sollte jetzt eigentlich nichts mehr anbrennen – dachten wir. FloGo lieferte nach eigener Einschätzung seine schlechteste Saisonleistung ab – trotz Magic-Time-Out! Gibt’s doch gar nicht. Stefan ebenfalls etwas unglücklich -14 im vierten Satz unterlegen: Nur noch 7:6.
Glücklicherweise konnte ich mich deutlich steigern und rang Busse in vier Sätzen nieder. Gleiches tat Philipp am Nachbartisch, so dass am Ende ein knappes aber wohl auch verdientes 9:6 zu Buche stand.
Mit dieser Ausgangslage reisen wir heute zum Tabellenführer. Es handelt sich dabei per Definition um ein Schlüsselspiel. Wenn wir die Chance auf den 3. Platz in der Tabelle noch aufrechterhalten wollen, muss heute ein Sieg her. Wir versuchen unser Glück heute mit: Björn Björndalen, Flo-Magic-Go, BVB-Marco, FloK, mir und Florin der dankenswerterweise für Stefan aushilft. Philipp feiert lieber Geburtstag – Herzlichen Glückwunsch J
Wer vorbeikommt, hat die Chance, dabei gewesen zu sein.
In diesem Sinne
Schöne Grüße
Martin
4 Kommentare
Florian G.
Wieder ein sehr genialer Bericht von Martin!
Ich hatte übrigens gar nicht mitbekommen, dass ihr mich während meines Time Outs fotografiert habt. Durchaus eines der besseren Bilder von mir!
Glücklicherweise durfte ich bei Manuels Geschichte live dabei sein, denn leider ist Seite 108 nicht für die Leseprobe freigeschaltet…
Olli
Hammer Martin, auch wenn das mit dem Tischtennis nicht immer so klappt, wie du dir das vorstellst…Bericht kannst du! 🙂
ingo
Haha. Wieder einmal ein überaus gelungener Bericht, Martin. Herrlich.
Vielleicht sollte der THE auch noch eine Autoren-Abteilung einführen.
…andere Sportvereine haben höchstens eine Autorenn-Abteilung….
Manuel
Geiler Bericht Martin.
Nach 3 Monaten überlegen, testen, machen, tun, hatte ich überhaupt keinen Plan mehr mit was ich spielen soll. Da brauchte es einen Professor, der mit komplizierten Formeln herleitete, etwas das wie folgt klingen sollte: Nimm doch einfach den Belag mit dem Du schon immer am besten gespielt hast und auf den Du sowieso zurückwechseln wirst. Obwohl das erst für mich weit hergeholt klang… stellte ich zu meiner Überraschung fest, das ich fast wieder so etwas wie Sicherheit fühlte. Danke Herr Professor, das Du dieser immer wieder sehr überraschend sinnlosen Testphase, ein Ende setzen konntest.